Das Antiblockiersystem (ABS) wird auch als Automatischer Blockierverhinderer (ABV) bezeichnet. Die Aufgabe des Sicherheitssystems besteht darin, die Bremskraft so zu regulieren, dass die Räder nicht blockieren und der ideale Bremsschlupf erreicht wird. Je nach Reifenzustand und Untergrund liegt der optimale Schlupf bei 8 bis 25%. Dies bedeutet, dass die Räder sich im Vergleich zum zurückgelegten Weg des Autos um bis zu einem Viertel verkürzt abrollen. Steigt der Schlupf weiter an, sinkt die Bremskraft wieder ab, bis schließlich bei blockierten Rädern (100% Schlupf) nur noch die Gleitreibung das Fahrzeug verzögert.
Die Räder stellen für ein Auto den einzigen Kontakt zur Fahrbahn dar und sind daher auch als einzige in der Lage, Brems- und Lenkkräfte zu übertragen. Blockiert ein Rad, erhöht dies nicht nur den Bremsweg, sondern der Pkw kann auch nicht mehr ausweichen. In der Konsequenz rutscht das Fahrzeug unkontrolliert in ein Hindernis mit teilweise fatalen Folgen. Auch ohne Blech- und Personenschäden haben blockierte Räder Nachteile, denn es kann zu einem punktuellen Abrieb am Reifen kommen. Der sogenannte Bremsplatten macht den Austausch des betroffenen Reifens notwendig.
Das ABS ist ein geschützter Begriff von Bosch. Die Firma brachte das elektronische System bereits 1978 auf den Markt und zunächst war es für die Mercedes S-Klasse vorgesehen. Erst sieben Jahre später folgte mit dem Ford Scorpio der erste Pkw in Großserie, eh 1987 der VW Golf II und der VW Passat III dem ABS zum finalen Durchbruch verhalfen. Das System war zunächst als teure Zusatzausstattung erhältlich, konnte aber aufgrund seiner Vorteile bis zum Jahr 2003 eine Marktdurchdringung von 90% erzielen. Seit 2004 werden aufgrund einer Selbstverpflichtung alle Neufahrzeuge in Deutschland mit ABS ausgestattet.
Bei einem 4-Kanal-ABS, wie es in modernen Autos zum Einsatz kommt, kann der Bremsdruck für jeden einzelnen Radbremszylinder elektronisch gesteuert reduziert werden. Mittels Induktionsgebern oder Hallgebern wird die Drehzahl des Rades gemessen. Dafür ist eine Lochscheibe bzw. Zahnscheibe notwendig, die auch als ABS-Sensorring bezeichnet wird. Das System registriert die Drehzahlen jedes einzelnen Rades und verringert den Bremsdruck immer dann, wenn die Drehzahl eines Rades im Vergleich zu den anderen Rädern zu stark absinkt. Dafür steuert das ABS zwei Magnetventile. Das erste blockiert zunächst die Bremsleitung, sodass kein weiterer Druck aufgebaut werden kann. In einem nachfolgenden Schritt wird über das Öffnen des zweiten Magnetventils Bremsflüssigkeit abgelassen, welche direkt wieder in den Ausgleichsbehälter gepumpt wird. Der Arbeitszyklus wiederholt sich bis zu 10 Mal pro Sekunde und kann auch vom Fahrer durch ein Vibrieren im Bremspedal wahrgenommen werden. Bei einer Notbremsung wackelt sogar das ganze Auto. Bleiben Sie dennoch unerschrocken mit der Fuß auf dem Bremspedal.
Das ABS wird in modernen Fahrzeugen meist mit weiteren Systemen der Fahrdynamikregelung kombiniert, die sich ESC (Electronic Stability Control) oder ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) nennen. Dabei werden einzelne Räder gezielt abgebremst, um ein Ausbrechen des Wagens zu verhindern. Neben dem ABS umfasst ein solches System auch eine Antriebsschlupfregelung (ASR), auch Traktionskontrolle genannt, eine Bremskraftverteilung sowie den elektronischen Bremsassistenten (EBA).
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